Die Verleihung des Ballon d’Or ist sowohl damals als auch heute ein großes Ereignis. Vor allem für die Individualisten, die diesen Preis unter sich ausmachen. Die elegantesten Kicker ihrer Zeit haben sich nach und nach in jener Liste verewigt – das war schon vor sechs Jahrzehnten so. Eusébio, Bobby Charlton, Franz Beckenbauer, George Best und Gerd Müller räumten diesen Titel ab.
Ein Name in dieser Reihe ist allerdings weitaus weniger bekannt und heute fast in Vergessenheit geraten: Flórián Albert. Am Abend des 26. Dezembers 1967 bekam die Fußballwelt mit ihm ein neues Idol. Doch mehr als ein halbes Jahrhundert später ist der Ungar, der den Spitznamen „Császár” – der Kaiser – trug, vielen Fans kaum noch ein Begriff. Dabei ließ er in jenem Jahr Legenden wie Beckenbauer, Müller und Charlton hinter sich. Er verstarb am 31. Oktober 2011, also heute vor 14 Jahren.
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CAPTION: Flórián Albert gegen Belgien 1972
DESCRIPTION: Flórián Albert gegen Belgien 1972
Albert stellte sogar Garrincha in den Schatten
Albert begann seine Karriere beim Ferencvárosi TC, dem legendären Budapester Verein, bei dem er bis zu seinem Karriereende 1974 spielte. Schon als Jugendlicher fiel sein außergewöhnliches Talent auf, und mit 17 Jahren feierte er sein Debüt in der ersten Liga. In seiner langen Vereinskarriere bestritt er insgesamt 537 Spiele und schoss dabei 383 Tore – eine Bilanz, die für sich spricht.
Neben vier ungarischen Meistertiteln und dem Gewinn des Messepokals 1965 führte der Mittelstürmer sein Team und die ungarische Nationalmannschaft immer wieder zu großen Erfolgen. Sein außergewöhnliches Ballgefühl und seine Eleganz auf dem Spielfeld machten ihn zum Vorbild einer ganzen Generation. Auch mit seiner Physis und einer unerschütterlichen Zielstrebigkeit gewann er die Herzen der Fans für sich.
Für die ungarische Nationalmannschaft absolvierte Albert 75 Länderspiele und erzielte dabei 31 Tore. Besonders bei der Weltmeisterschaft 1966 in England zeigte er eine der besten Leistungen seiner Karriere. Als Ungarn im Vorrundenspiel auf Brasilien traf, standen sich zwei der größten Fußballnationen der Welt gegenüber.
Der „Kaiser“ führte sein Team zu einem beeindruckenden 3:1-Sieg und ließ Fußball-Fans das Fehlen von Pelé vergessen. „Auf dem Spielfeld standen die besten Spieler der Welt wie Garrincha, aber die Fans riefen nur Flórián Alberts Namen“, erinnerte sich Teamkollege Sándor Mátrai später an die jubelnde Menge. Albert wurde daraufhin in das All-Star-Team der Weltmeisterschaft berufen – ein Beweis für seine überragende Leistung.
Ballon d‘Or: Vor Franz Beckenbauer und Co.
1967 erreichte Albert schließlich den Höhepunkt seiner Laufbahn, als er mit dem Ballon d‘Or als „Europas Fußballer des Jahres“ geehrt wurde – der bisher einzige Ungar überhaupt. Mit 28 Punkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten Charlton setzte er sich in diesem Rennen gegen einige der größten Namen des internationalen Fußballs durch, darunter auch Müller und Deutschlands „Kaiser“ Beckenbauer.
Doch trotz dieser Anerkennung verblasste Alberts Ruhm außerhalb Ungarns in den folgenden Jahren. Eine schwere Verletzung im Jahr 1969 verhinderte, dass er an seine früheren Erfolge anknüpfen konnte. Nach seiner Spielerlaufbahn begann er eine Karriere als Trainer und betreute eine Saison lang Al-Ahly Bengasi in Libyen und in der Saison darauf war er im Jugendbereich von Ferencváros tätig. Letztendlich entschied er sich aber, als Journalist zu arbeiten.
Ende Oktober 2011 verstarb Albert im Alter von 70 Jahren, wenige Tage nach einer Herzoperation. Außerhalb seiner Heimat mag Flórián Albert weitgehend in Vergessenheit geraten sein, doch dort lebt seine Legende weiter. Bis 2013 trug auch das Stadion seines Vereins Ferencváros seinen Namen, und für ungarische Fußballfans bleibt ihr „Kaiser“ eine unvergessene Ikone.