Er ist der mit Abstand erfahrenste deutsche Nationalspieler – aber am Freitagabend muss die DFB-Elf gegen Luxemburg (20.45 Uhr im LIVETICKER) ohne ihren Kapitän auskommen.

Joshua Kimmich bringt es auf 105 Länderspiele, danach klafft eine riesige Lücke: Leroy Sané (70), Leon Goretzka (65) und Serge Gnabry (55) folgen mit deutlichem Abstand.

Wird das im Rennen um den WM-Titel zum Problem?

Nur acht Spieler haben überhaupt mehr als 20 Einsätze – ganze 15 stehen bei weniger als zehn. Der Qualitätsunterschied zwischen erster und zweiter Reihe ist eklatant – und genau das könnte im Rennen um den WM-Titel 2026 zum entscheidenden Faktor werden.

Serge Gnabry (l.) und Joshua Kimmich (r.) zählen zu den erfahrensten Nationalspielern im deutschen Kader
Serge Gnabry (l.) und Joshua Kimmich (r.) zählen zu den erfahrensten Nationalspielern im deutschen KaderSerge Gnabry (l.) und Joshua Kimmich (r.) zählen zu den erfahrensten Nationalspielern im deutschen Kader

Ein erfahrener Kern? Praktisch nicht vorhanden. Und das gerade einmal sieben Monate vor dem Großturnier – in einer Phase, in der Bundestrainer Julian Nagelsmann eigentlich eine stabile Achse bräuchte.

Dem DFB-Team fehlt die Breite

Nach dem EM-Aus gegen Spanien gab der 38-Jährige emotional den WM-Titel als Ziel aus. Anspruchsvoll – und sportlich legitim. Doch Turniere gewinnt man nicht mit elf Topspielern, sondern mit einem funktionierenden Kader, der auch Ausfälle kompensieren kann.

Doch die Realität zeigt ein anderes Bild: Die Kaderbreite ist überschaubar, die Leistungsunterschiede gewaltig. Nagelsmann scheint das erkannt zu haben – anders lässt sich die ständige und umfangreiche Rotation in seinem Kader kaum erklären.

Nur acht Spieler aus dem EM-Kader stehen auch diesmal gegen Luxemburg und die Slowakei wieder im Aufgebot.

Die deutsche Nationalmannschaft hat wenig internationale Klasse

Ein Blick auf die Legionäre unterstreicht das Dilemma. Wer Weltklasse sein will, muss sich auch bei Weltklasse-Klubs durchsetzen. Doch genau da hapert es. Abgesehen vom Bayern- und BVB-Block spielen zu wenige Spieler bei europäischen Topvereinen, die sich Woche für Woche mit den Besten messen.

Florian Wirtz schlägt sich mit dem FC Liverpool mit enormen Startproblemen herum. Nick Woltemade und Malick Thiaw stehen bei Newcastle United unter Vertrag – aktuell Tabellen-14. der Premier League.

Julian Nagelsmann berichtet, wie sich die beiden Youngster Said El Mala und Assan Ouedraogo im Training geben. Obendrein erzählt er eine Anekdote zu den beiden, die ihm imponiert hat.

Julian Nagelsmann berichtet, wie sich die beiden Youngster Said El Mala und Assan Ouedraogo im Training geben. Obendrein erzählt er eine Anekdote zu den beiden, die ihm imponiert hat.

Kevin Schade steckt mit dem Zwölften, dem FC Brentford, allerhöchstens im Mittelfeld und Leroy Sané hat sich mit seinem Wechsel in die Türkei – bei allem Respekt vor der Süper Lig – aus den europäischen Top-5-Ligen verabschiedet. Auch deshalb gab es vom Bundestrainer eine klare Ansage.

Fakt ist aber auch: Die Nationalmannschaft hat Verletzungspech. Kai Havertz fehlt dem FC Arsenal seit Mitte August, Antonio Rüdiger (Real Madrid) und Marc-André ter Stegen (FC Barcelona) stecken in schwierigen Phasen bei ihren Klubs.

Fakt ist aber auch: Topnationen wie Brasilien, Frankreich, Portugal oder auch Spanien sind in puncto Legionäre und Topklubs deutlich besser aufgestellt.

Nagelsmann mangelt es an „verschiedenen Einflüssen“

„Es ist immer gut, wenn man Spieler aus ausländischen Ligen dabeihat. Weil einfach in anderen Ligen eine andere Art Fußball gespielt wird. […] Es ist immer gut, wenn man verschiedene Einflüsse hat“, erklärte Nagelsmann auf SPORT1-Nachfrage.

Nick Woltemade, der auf der Abschlusspressekonferenz neben dem Bundestrainer saß, schwärmte nur so von seinen Entwicklungsschritten und dem Einfluss der Premier League.

Einem weltmeisterlichen Kader dürften diese verschiedenen Erfahrungen also keinesfalls schaden.

Am Freitagabend gegen den Tabellenletzten Luxemburg (20.45 Uhr im LIVETICKER) dürfte die Qualität nicht zum Problem für die DFB-Elf werden. Dafür ist die Mannschaft mit ihren Einzelspielern zu gut. Doch die richtig harten Aufgaben warten spätestens in sieben Monaten. Ob die Qualität dafür reicht, bleibt fraglich.