Es war ein Sinnbild der verhärteten Fronten. Als Hans-Joachim Watzke die Tribüne betrat und Gratulationen zu seiner Wahl als neuer BVB-Präsident entgegennahm, wirkte er betroffen, fast schon beleidigt.

Denn die Reaktion der BVB-Mitglieder in der Westfalenhalle hätte er sich an „seinem“ Tag sicherlich anders vorgestellt. Doch Watzke muss sich nicht wundern.

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CAPTION: SPORT1-Reporter Manfred Sedlbauer will endlich Taten von Hans-Joachim Watzke sehen
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SPORT1-Reporter Manfred Sedlbauer will endlich Taten von Hans-Joachim Watzke sehen
SPORT1-Reporter Manfred Sedlbauer will endlich Taten von Hans-Joachim Watzke sehenSPORT1-Reporter Manfred Sedlbauer will endlich Taten von Hans-Joachim Watzke sehen

Neben Applaus waren Buhrufe unüberhörbar, die vor allem in den vergangenen Monaten entstandenen Spannungen in der Führung nicht zu übersehen.

Eiseskälte zwischen Watzke und Lunow

Denn als Watzke einige Hände schüttelte, lief er zunächst am Rücken seines Vorgängers Dr. Reinhold Lunow vorbei.

Als der ehemalige Präsident das bemerkte, drehte er sich zumindest im Seitenprofil zu Watzke und gab ihm einen kurzen Handschlag – nicht mehr als eine Höflichkeitsgeste. Blickkontakt hielten die beiden nur einen kurzen Augenblick. Dann drehte sich Lunow zurück zum Tisch, Watzke trottete weiter.

Das angespannte Verhältnis ist die Folge der vergangenen Monate – die negative Stimmung einzelner Fankreise die der vergangenen Jahre, fast schon Jahrzehnte.

Ein „Weiter so“ darf es nicht geben

Dass es kein Erdrutschsieg werden würde, war klar. Aber dass das Ergebnis aus Watzkes Sicht so schwach ausfallen würde – gerade einmal 59 Prozent Zustimmung –, kommt in dieser Härte dann doch überraschend. Dieser Ausgang ist ein eindeutiger Denkzettel für Watzke. Ein „Weiter so“ darf und kann es nicht geben.

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CAPTION: Borussia Dortmund: "Wir haben in tiefe Abgründe geblickt"
DESCRIPTION: Auf der Jahreshauptversammlung blickt Hans-Joachim Watzke zurück und damit auch auf "tiefe Abgründe" des Vereins.

Auf der Jahreshauptversammlung blickt Hans-Joachim Watzke zurück und damit auch auf "tiefe Abgründe" des Vereins.

Auf der Jahreshauptversammlung blickt Hans-Joachim Watzke zurück und damit auch auf "tiefe Abgründe" des Vereins.

In seiner Antrittsrede spricht Watzke von „absolute Einheit“ und „gemeinsam“. Diese Sätze kaufen ihm viele Mitglieder allerdings nicht ab. Genau diese Grundsätze ist er den Anhängern in den vergangenen Jahren zu oft schuldig geblieben. Zu autokratisch regierte er den Verein.

Watzkes Image ist beschädigt

Gerade das vergangene Jahr hat sein Image stark beschädigt: Der viel diskutierte Missbrauchsskandal, der Rheinmetall-Deal, die Diskussionen um Privatjet-Reisen, seinen Rollenwechsel zum eingetragenen Verein oder auch das Machtgerangel mit Lunow um das Präsidentenamt. Es scheint so, als würden viele Themen noch immer im Dunkeln liegen oder bewusst dort gehalten zu werden. Transparenz? Fehlanzeige!

Genau diese Transparenz und Mitbestimmung ist es aber, was den Mitgliedern so wichtig ist. Auch deshalb fühlen sich viele Menschen in Schwarz-Gelb von „denen da oben“ ausgeschlossen, die wichtigen Entscheidungen werden, so wirkt es, oft im stillen Kämmerlein getroffen.

Watzke muss über seinen Schatten springen

Fakt ist: Watzke hat den Verein in einer wirtschaftlich schier aussichtslosen Situation gerettet. Der BVB wäre ohne ihn nicht der Verein, der er heute ist: Wirtschaftlich gesund und seit Jahren in der europäischen Spitzenklasse vertreten.

Doch er muss endlich anfangen, seine Worte in Taten umzusetzen. Dafür muss Watzke über seinen Schatten springen. Denn bislang stand er selbst immer an erster Stelle.

Seine größte und mit Sicherheit schwerste Aufgabe wartet jetzt erst noch auf ihn: Als Präsident den Verein wieder zu vereinen.

Vorschusslorbeeren bekommt er für diese Herausforderung nicht. Watzke schlägt schon zu Beginn seiner Amtszeit heftiger Gegenwind entgegen.