Torjäger, Nationalspieler, Kämpfer. Er galt als bester polnischer Spieler der Bundesliga-Geschichte, ehe Robert Lewandowski auf Rekordjagd ging und blieb auch bei seinem Heimatverein als „hellster Stern“ in Erinnerung.

Vor genau einem Jahr verstarb der ehemalige Stürmer Jan Furtok im Alter von 62 Jahren. Der Pole, der auch einen deutschen Pass besaß, unterlag einem langen Kampf mit der Alzheimerschen Krankheit. Die Diagnose hatte Furtok bereits 2015 erhalten.

„Furtok war der hellste Stern von GKS Kattowitz, der beste Torschütze in der Geschichte des Vereins und mehrfacher polnischer Nationalspieler“, schrieb sein Heimatverein nach seinem Tod und kündigte an, die Nummer 9 in Zukunft nicht mehr zu vergeben.

Furtok verhindert ersten HSV-Abstieg

In Deutschland ging Furtok zunächst für den Hamburger SV und später für Eintracht Frankfurt auf Torejagd. Besonders bei den Norddeutschen verzeichnete er dabei eine erfolgreiche Zeit. Zwischen 1988 und 1993 traf er 51 Mal in 135 Spielen. In der Saison 1990/1991 wurde Furtok mit 20 Toren Zweiter der Torschützenliste hinter Bayerns Roland Wohlfahrt.

Seinen wohl wichtigsten Moment im HSV-Trikot hatte Furtok allerdings am Ende der Saison 1989/90, als er dem damaligen Bundesliga-Dino am 34. Spieltag den Klassenerhalt sicherte: Er schoss das spielentscheidende Tor im Duell mit dem Abstiegskonkurrenten Waldhof Mannheim, der deswegen runter musste.

Jan Furtok im Spiel gegen den FC Bayern München
Jan Furtok im Spiel gegen den FC Bayern München Jan Furtok im Spiel gegen den FC Bayern München

Furtoks Wechsel zum HSV vollzog sich noch zu Zeiten des Eisernen Vorhangs und war ein politischer Krimi in den letzten Zügen des Kalten Kriegs. Der HSV musste seinerzeit noch mit der Zentralen Sportbehörde des kommunistischen Regimes verhandeln, die Furtok Steine in den Weg legte und die Transferverhandlungen um Monate verzögerte.

Nachdem zur gleichen Zeit schon sein Nationalmannschaftskollege Andrzej Rudy nach Deutschland geflüchtet war, wurde Furtok von den Behörden der Mitwisserschaft beschuldigt. In der Folge wurden seiner Frau und den beiden kleinen Kindern die Ausreise verweigert. Erst als der DFB sich einschaltete, bekam Furtoks Familie die erforderlichen Visa.

Trotz der politischen Schlammschlacht um den Wechsel in die Bundesliga war Furtok jedoch ein fester Bestandteil der polnischen Nationalmannschaft. Insgesamt bestritt der Stürmer 36 Länderspiele für Polen und erzielte dabei zehn Treffer. Mit Kattowitz wurde er 1986 polnischer Pokalsieger, im selben Jahr nahm er an der WM in Mexiko teil und scheiterte im Achtelfinale an Brasilien.

Nach seinem Wechsel in die Bundesliga bewies Furtok seinen Torinstinkt trotz der nervlichen Belastung der vergangenen Monate schon bei seinem Debüt. Die Partie gegen den Karlsruher SC endete am 29. Oktober 1988 mit einem 1:1. Torschütze war der damals 26 Jahre alte Neuzugang.

Wechsel zu Frankfurt: Bundesliga-Legende als Teil einer legendären Offensive

Nachdem Olympique Lyon Furtok schon 1990 mit einem sagenhaft dotierten Vertrag gelockt haben soll, endete seine Zeit beim HSV 1993. Der Pole wechselte zu Eintracht Frankfurt – damals trainiert von Klaus Toppmöller, Dinos Vater. Damit wurde er Sturmpartner von Anthony Yeboah und Teil der legendären Offensive mit Uwe Bein, Maurizio Gaudino und Jay-Jay Okocha.

Zwar sank die Torquote des Stürmers zu dieser Zeit, unter anderem durch einen Kreuzbandriss zu seiner späten Zeit beim HSV, dennoch schoss Furtok für die Eintracht in zwei Jahren sieben wichtige Tore im UEFA-Cup (heute: Europa League), in dem er 1994 und 1995 mit Frankfurt bis ins Viertelfinale vordrang – wie schon 1990 mit dem HSV.

Zum Abschluss seiner erfolgreichen Karriere kehrte Furtok nach Kattowitz zurück, wo er nach der aktiven Karriere auch Trainer, Manager und Präsident war.

Hunderte Fans bei Trauerfeier in Polen

In seiner Heimatstadt fand am 29. November 2024 auch eine Trauerfeier statt, zu der Hunderte Fans anreisten. Darunter waren auch Jürgen Ahlert, Koordinator der HSV-Ehrenliga, und Lukas Podolski.

Die Fans von GKS Kattowitz gedenken Jan Furtok
Die Fans von GKS Kattowitz gedenken Jan Furtok Die Fans von GKS Kattowitz gedenken Jan Furtok

Der ebenfalls aus Schlesien stammende Podolski hatte zuvor via X sein Beileid verkündet: „Mein tiefes Mitgefühl an die Familie. Er war einer von uns. Für immer in unserem Gedächtnis.“

Auch GKS Kattowitz schrieb damals: „Der Tod von Jan Furtok ist ein großer Verlust für die GKS-Gemeinschaft, die Stadt Kattowitz und den gesamten polnischen Fußball. Wir sprechen der Familie und den Angehörigen von Jan Furtok unser tiefstes Beileid aus. Wir teilen den Schmerz der Familie des Verstorbenen. Die kommenden Tage werden in Kattowitz von Trauer geprägt sein.“